Was bedeutet digitale Barrierefreiheit

Digitale Barrierefreiheit wird häufig als ein abstraktes, schwer zu verstehendes Konzept von vielen angesehen. Dies führt zu falschen Annahmen und dazu, dass die Kosten für digitale Barrierefreiheit falsch eingeschätzt werden. In diesen Artikel schauen wir uns an, was digitale Barrierefreiheit wirklich ist, warum es messbar ist und warum Barrierefreiheit deutlich kostengünstiger ist, als von den meisten angenommen.

Was ist digitale Barrierefreiheit - gesetzliche Definition

Barrierefreiheit ist ein gesetzlich definierter Begriff. Im § 4 BGG (Link öffnet neues Fenster) wird die Barrierefreiheit folgendermaßen definiert:

"Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig."

Was muss man bei der digitalen Barrierefreiheit beachten

Aus der Definition der Barrierefreiheit lassen sich einige wichtige Erkenntnisse ziehen:

  • Die Produkte sollen in der allgemein üblichen Weise für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein. Dies bedeutet, dass Sonderlösungen sofern möglich vermieden werden sollen. Das gleiche Produkt (Webseite / App / PDF-Dokument) sollte also in seiner Originalform für jeden Menschen gut zugänglich sein.
  • Nutzung ohne besondere Erschwernis legt fest, dass eine Nutzung realistischerweise von einem normalen Nutzer mit durchschnittlichen Kenntnissen erfolgen kann.
  • Sicherstellung der Auffindbarkeit legt fest, dass der Weg bis zum Produkt auch barrierefrei sein muss. Auf die digitale Welt bezogen bedeutet dies, dass es zum Beispiel nicht ausreicht, lediglich ein barrierefreies PDF-Dokument zur Verfügung zu stellen, sondern, dass auch die Navigation bis zum Dokument barrierefrei gestaltet werden muss.
  • Mit "Nutzung behinderungsbedingter notwendiger Hilfsmittel ist zulässig" wird definiert, dass sichergestellt werden muss, dass Produkte mit gängigen Hilfsmittel (z. B. Screenreader für blinde Menschen) konsumierbar sein müssen. Das bedeutet also, Entwickler müssen selbst keine Hilfsmittelfunktionalitäten in Rahmen ihrer Angebote anbieten.

Wann ist eine Webseite / eine App / eine PDF barrierefrei

In Rahmen dieses Blogs möchte ich folgende Definition für ein barrierefreies Angebot vorschlagen:

"Barrierefrei ist ein Angebot dann, wenn jeder Mensch unter Zuhilfenahme seiner notwendigen Hilfsmittel, dieses Angebot in seiner allgemein üblichen Weise nutzen kann."

Wie ersichtlich weiten wir die Definition der Barrierefreiheit auf "alle Menschen" aus, weil wir der Überzeugung sind, dass jeder Mensch von der Barrierefreiheit profitiert.

Weiterhin stellen wir klar, dass die Hilfsmittel bereits vorhanden sind und nicht von den Unternehmen programmiert werden müssen.

Unterschied zwischen Barrierefreiheit und Barrierearmut

Die "Barrierefreiheit" ist ein gesetzlich definierter Begriff, die uns Merkmale an die Hand gibt, einheitlich über die Barrierefreiheit zu sprechen. Mit den Regelwerken der WCAG haben wir ein Instrument zur Messung der digitalen Barrierefreiheit. Hingegen ist "Barrierearmut" eine Nebelkerze, die keine systematische Bewertung zu lässt. Zum tieferen Verständnis zur Problematik der Barrierearmut empfehle ich Ihnen den Artikel "Warum nur Barrierefreiheit zählt – Unterschied zwischen Barrierearmut und Barrierefreiheit" zu lesen.

Fazit

Aufgrund eines falschen Verständnisses der digitalen Barrierefreiheit, haben viele Unternehmen Angst davor, "Bedienkonzepte für Menschen mit Behinderungen entwickeln zu müssen". Jedoch sind diese Technologien bereits entwickelt worden und stehen den Nutzern zur Verfügung. Digitale Barrierefreiheit heißt nicht, Sprachausgaben, Vergrößerungssoftware oder Sprachsteuerung anzubieten. Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass die angebotenen Produkte für diese assistiven Technologien zugänglich sein müssen.

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